Blaise Pascal - Biographie
1661
Der Streit zwischen offizieller Kirche und den Jansenisten eskaliert. Die Kirchenverwaltung fordert von jedem Geistlichen die Unterzeichnung des 'Formulaire' vom März 1657, das fünf häretische Sätze über die Gnadelehre des Jansenius verdammt. Der Staatsrat unterstützt diese Forderung.
Das Kloster unterschreibt am 22. Juni zunächst unter dem Vorbehalt, die fraglichen Sätze stünden nicht bei Jansenius. Am 11. Juli kassiert der Staatsrat diese Erklärung, die am 1. August auch von Rom verdammt wird.
Am 4. August stirbt Mére Angélique Arnauld vor Gram. Die 'petite écoles' von Port-Royal werden geschlossen; dem Kloster wird untersagt, neue Novizinnen aufzunehmen. Am 4. Oktober stirbt unvermittelt auch Jacqueline Pascal, die der Gewissenskonflikt zutiefst erschüttert hatte. Ein neuer Hirtenbrief vom 31. Oktober ordnet die bedingungslose Unterzeichnung des Formulars an, ohne irgendwelche Unterscheidungen zu treffen. Pascal, Roannez und der Jurist Domat erklären sich für Nichtunterzeichnen.
Pascal schreibt auch eine leider verlorengegangene Schrift 'Zur Frage der Unterzeichnung'. Angesichts des Widerstandes, den Port-Royal seinen Gedanken entgegensetzt, verzichtet Pascal auf die Fortsetzung des Kampfes. Am 28. November 1661 unterzeichnet Port-Royal, auch Antoine Arnauld, das Formular.
1662
Noch im Januar 1662 erhält Pascal ein Patent auf ein gemeinnütziges Transportunternehmen (Sic!), den 'carosses à cinq sols', der ersten Pariser Omnibuslinie, die am 18. März eröffnet wird. Zu diesem Zwecke hatte Pascal an belebten Plätzen und Straßenkreuzungen umfassende Verkehrsbeobachtungen angestellt. Eine weitere Facette eines disparaten Geistes, der immer Theorie und Praxis in eins denkt! Am 29. Juni lässt sich Pascal zu seiner Schwester in der Pfarrgemeinde Saint-Étienne-du-Mont transportieren. Am 4. Juli beichtet er bei Pfarrer P. Beurrier. Am 3. August schreibt er, körperlich vollkommen geschwächt, sein Testament und am 17. August empfängt er die letzte Ölung. Zwei Tage später, um ein Uhr morgens, stirbt neununddreißigjährig Blaise Pascal vermutlich an Hirnblutung. Er hatte vorher um ein Armenbegräbnis gebeten. Die Schwester Gilberte schreibt über die letzten Stunden:"
Und als der Pfarrer mit dem Leib unseres Herrn in sein Zimmer trat und ihm zurief:"Hier ist Er, nach dem Síe sich so gesehnt haben", da machten ihn diese Worte vollkommen wach; und als der Pfarrer hinzutrat, um ihm die Kommunion zu reichen, machte er eine Anstrengung, und richtete sich ohne Hilfe halb auf, um sie mit größerer Ehrerbietung empfangen zu können. Und als der Pfarrer ihn, der Sitte entsprechend, über die wichtigsten Geheimnisse des Glaubens befragte, antwortete er auf alles in frommer Demut: "Ja, Monsieur, ich glaube das alles, und aus meinem ganzen Herzen." Dann empfing er die heilige Wegzehrung und die letzte Ölung und war so gerührt darüber, dass er Tränen vergoss. Er antwortete auf alles und bedankte sich zuletzt sogar beim Pfarrer, und als der ihm das Heilige Sakrament reichte, sagte er: "Möge Gott mich nie verlassen!" Das waren seine letzten Worte. Denn kaum hatte er seine Danksagung gesprochen, da befielen ihn wieder Krämpfe, die ihn nicht mehr verließen und ihm keinen Augenblick geistiger Klarheit mehr gönnten: sie dauerten bis zu seinem Tode, der vierundzwanzig Stunden später eintrat, nämlich am neunzehnten August des Jahres eintausendsechshundertzweiundsechzig, um ein Uhr morgens, als er neununddreißig Jahre und zwei Monate alt war."
1664-1668
1664 beginnen die ersten großen Jansenistenverfolgungen, die bis zum Kirchenfrieden im Jahr 1668 andauern.
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